"Er wolle keine Beziehung, sagte mir der Mann, in dessen Bett ich nach
einer feuchtfröhlichen Nacht gelandet war. Ich war achtzehn Jahre
alt, er siebenundzwanzig – und mir war das recht. Ich sagte ihm,
ich käme selber gerade aus einer Beziehung. Wolle mich einfach ein
bisschen rumtreiben ohne Verpflichtungen. Wir waren uns einig und
trafen uns wieder. Wir kochten zusammen, machten ausgedehnte
Touren mit dem Bike, besuchten Konzerte und lagen lange Sonntage
im Bett. An einem dieser Sonntage, ich war inzwischen zwanzig, sprachen
wir über unser Verhältnis. Unsere Beziehung. Ob es in diesen
Jahren daneben vielleicht noch andere gegeben habe. Es hatte. Erst
schilderte er mir ein paar Liebesabenteuer. Dann gab ich meine
Handvoll zum Besten. Worauf er schweigsam wurde, sich schließlich anzog
und mich verließ. Nach zwei Wochen kam er zurück und bat mich, es
nochmals zu versuchen. Ich lehnte ab. Nicht wegen seiner anderen
Geschichten, sondern weil er unsere Abmachung verraten hatte: Wir
sind zusammen, weil wir uns viel bedeuten. Treue ist dafür keine
Bedingung."
http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie
Ein Mensch, der Treue in einer Partnerschaft verlangt, verweigert dem anderen die Treue zu sich selbst. Meist tun das maskuline, dominante Menschen, die der Partnerin ganz andere Regeln auferlegen als sich selbst. Wie oft habe ich das erlebt. Selten konsequent den Schlussstrich gezogen. Die Gelegenheiten werden seltener. Vielleicht wartet das Glück einer selbsbestimmten Liebe um die nächste Ecke auf mich.
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